Donnerstag, 24. Januar 2019

Josel von Rosheim

Josel von Rosheim (1478 bis 1554) in einer zeitgenössischen Darstellung
Zum jüdischen Kontrahenten Luthers und aller Judenhasser der Reformationszeit wurde Josel von Rosheim (1476–1554), eigentlich Joselmann Ben Gershom Loans. Er lebte als Rabbi, Händler und Geldverleiher in der Stadt Rosheim im Elsass und war zunächst Sprecher, Vorsteher und Leiter der jüdischen Gemeinden im Elsass. Allmählich übernahm er die Rolle eines anerkannten überregionalen Interessenvertreters der Juden. 1520 verlieh ihm Kaiser Karl V. das Privileg, als oberster Vertreter für die rechtlichen und religiösen Angelegenheiten der jüdischen Gemeinden im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und in Polen zu fungieren. In den Folgejahren setzte er sich energisch für jüdische Interessen ein. So erwirkte er einen Schutzbrief des Kaisers für alle Juden des Reiches. Während des Bauernkrieges überzeugte er die elsässischen Bauern, die beschlossen hatten, die Stadt Rosheim zu stürmen, in einer längeren Disputation mit ihren Anführern, Stadt und Juden zu verschonen. Nach der türkischen Belagerung Wiens von 1529 kursierte ein Plan, alle Juden aus dem Reich zu vertreiben. Josel von Rosheim konnte dies mit diplomatischem Geschick verhindern.
Josel von Rosheim (* 1476 in Hagenau, Elsass; † 1554 vermutlich in Rosheim, Elsass; eigentlich Joselmann oder Yoselmann (Joseph) Ben Gerschon Loans oder Loanz) war Vertreter und Verteidiger der jüdischen Gemeinden in rechtlichen und religiösen Angelegenheiten im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation sowie in Polen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Werner Transier (Historisches Museum der Pfalz) Text
„1470 siedelte sich Josels Vater Gerschon in Oberehnheim an. Gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde floh die Familie 1476 vor den Verfolgungen durch Schweizer Reisläufer nach Hagenau, wo Josel im selben Jahr geboren wurde. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts überliefert. Er wirkte als Rabbiner am Gericht der unterelsässischen Judenheit und lebte von Handel und Geldverleih. 1507 erhielt Josel von den aus Oberehnheim ausgewiesenen Juden den Auftrag, bei den Provinzialbehörden bis hin zu den Beamten des Kaisers dafür einzutreten, dass der Ausweisungsbeschluss aufgehoben wird. Wahrscheinlich auf Grund seiner Erfolge in dieser Angelegenheit wurde er 1510 gemeinsam mit Rabi Zadoc Parnas und Manhig (Vorsteher, Führer, Sprecher) der niederelsässischen Juden, später der Gemeinden des gesamten Elsass.1514 lebte er als Rabbi, Händler und Geldverleiher im elsässischen Mittelbergheim und wurde gemeinsam mit sieben anderen Juden der ang. Hostienschändung angeklagt. Es gelang Josel ihre Unschuld zu beweisen. Danach siedelte er nach Rosheim über, wo er bis zu seinem Tod lebte. In dieser Zeit wurde er über die Grenzen des Elsass hinaus als Verteidiger der jüdischen Gemeinden in religiösen und Rechtsfragen immer mehr bekannt. Allmählich wuchs er in die Rolle des „der gemeinen Judischheit Befehlshaber in Teutschland“ hinein. Einen klaren Status hatte er in dieser Funktion allerdings nicht. Er wurde sogar einmal zu einer hohen Geldstrafe durch das Reichskammergericht verurteilt, weil er sich in einer Eingabe an dieses Gericht als „Regierer der gemeinen Jüdischkeit“ bezeichnet hatte. Josels persönlichem Einsatz war es zu verdanken, dass eine Reihe geplanter Ausweisungen von Juden aus Städten und Gemeinden nicht ausgeführt wurden. Dieser Rabbiner sei bereits bekannt gewesen dafür, sich für die jüdischen Rechte einzusetzen. Bald wird Rosheim Sprecher für die Belange seiner Gemeinde, bereits unter Kaiser Maximilian dem I., wird er Mittelsmann für die jüdischen Gemeinden im Unterelsass, nachdem er sich für das Bleiberecht der Juden von Obernai eingesetzt hatte. 1529 wählen ihn die Juden des Heiligen römischen Reichs deutscher Nation zu ihrem "Regirer", was Kaiser Karl V. auch anerkennt. Rosheim reist nun viel, vor allem zu den Reichstagen, um Juden in Prozessen zur Seite zu stehen. Jüdische Familien nehmen ihn bei sich auf. "Nein, Reisekostenerstattungen gab es vom Kaiser dafür keine", erklärt Transier auf die Frage eines Zuhörers.

Nicht immer gelingt es Josel von Rosheim, bei Gerichtsverhandlungen des Reichstages grausame Urteile zu verhindern. Von 1530 an kämpft er auf mehreren Reichstagen erfolgreich dafür, dass wenigstens das Existenzrecht der Juden und die Ausübung ihrer Religion, immer wieder erneuert wurden. "Die Reichstage waren eine Art Bundesverfassungsgericht im Reich, wenn man beide Kammern auch nicht vergleichen kann", erklärt Transier. Bis zu seinem Tod 1554 blieb Rosheim aktiv. Dass das Heilige römische Reich deutscher Nation inzwischen auch als Ergebnis der protestantischen Bewegung immer weiter zerfiel, und damit die Reichstage und der Kaiser zunehmend weniger als politisch legitimierte Entscheidungsinstanzen anerkannt waren, entging Rosheim nicht. Früh suchte er deshalb den Kontakt zu Reformatoren, nahm 1539 an der Versammlung von kaiserlichen und Vertretern protestantischer Stände in Frankfurt am Main teil. Doch sei es schwierig gewesen, bei Reformatoren und protestantischen Fürsten etwas für die Akzeptanz der Juden zu erreichen, das zeigte Transiers Vortrag. Luther lehnte 1537 beispielsweise ein Treffen mit Rosheim in Sachsen ab. 1543 veröffentlicht Luther seine bis heute umstrittene Schrift "Von den Juden und ihren Lügen".
Bemerkenswert ist aus der Spätphase seiner Tätigkeit, dass er im Jahr 1548 in einem Prozess wegen des seiner Ansicht nach unzulässigen Marktverbotes der Stadt für die Juden, den er für die Juden der Stadt Colmar vor dem Reichskammergericht führte, damit argumentierte, den Juden stehe als civibus Romanis („römischen Bürgern“) wie den Christen der freie Zugang zu allen Märkten im Reich zu.“

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