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Josel von Rosheim (1478 bis 1554) in einer zeitgenössischen Darstellung |
Zum
jüdischen Kontrahenten Luthers und aller Judenhasser der
Reformationszeit wurde Josel von Rosheim (1476–1554), eigentlich
Joselmann Ben Gershom Loans. Er lebte als Rabbi, Händler und
Geldverleiher in der Stadt Rosheim im Elsass und war zunächst Sprecher,
Vorsteher und Leiter der jüdischen Gemeinden im Elsass. Allmählich
übernahm er die Rolle eines anerkannten überregionalen
Interessenvertreters der Juden. 1520 verlieh ihm Kaiser Karl V. das
Privileg, als oberster Vertreter für die rechtlichen und religiösen
Angelegenheiten der jüdischen Gemeinden im Heiligen Römischen Reich
deutscher Nation und in Polen zu fungieren. In den Folgejahren setzte er
sich energisch für jüdische Interessen ein. So erwirkte er einen
Schutzbrief des Kaisers für alle Juden des Reiches. Während des
Bauernkrieges überzeugte er die elsässischen Bauern, die beschlossen
hatten, die Stadt Rosheim zu stürmen, in einer längeren Disputation mit
ihren Anführern, Stadt und Juden zu verschonen. Nach der türkischen
Belagerung Wiens von 1529 kursierte ein Plan, alle Juden aus dem Reich
zu vertreiben. Josel von Rosheim konnte dies mit diplomatischem Geschick
verhindern.
Werner Transier (Historisches Museum der Pfalz) Text
„1470 siedelte sich Josels Vater Gerschon in Oberehnheim an. Gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde floh die Familie 1476 vor den Verfolgungen durch Schweizer Reisläufer nach Hagenau, wo Josel im selben Jahr geboren wurde. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts überliefert. Er wirkte als Rabbiner am Gericht der unterelsässischen Judenheit und lebte von Handel und Geldverleih. 1507 erhielt Josel von den aus Oberehnheim ausgewiesenen Juden den Auftrag, bei den Provinzialbehörden bis hin zu den Beamten des Kaisers dafür einzutreten, dass der Ausweisungsbeschluss aufgehoben wird. Wahrscheinlich auf Grund seiner Erfolge in dieser Angelegenheit wurde er 1510 gemeinsam mit Rabi Zadoc Parnas und Manhig (Vorsteher, Führer, Sprecher) der niederelsässischen Juden, später der Gemeinden des gesamten Elsass.1514 lebte er als Rabbi, Händler und Geldverleiher im elsässischen Mittelbergheim und wurde gemeinsam mit sieben anderen Juden der ang. Hostienschändung angeklagt. Es gelang Josel ihre Unschuld zu beweisen. Danach siedelte er nach Rosheim über, wo er bis zu seinem Tod lebte. In dieser Zeit wurde er über die Grenzen des Elsass hinaus als Verteidiger der jüdischen Gemeinden in religiösen und Rechtsfragen immer mehr bekannt. Allmählich wuchs er in die Rolle des „der gemeinen Judischheit Befehlshaber in Teutschland“ hinein. Einen klaren Status hatte er in dieser Funktion allerdings nicht. Er wurde sogar einmal zu einer hohen Geldstrafe durch das Reichskammergericht verurteilt, weil er sich in einer Eingabe an dieses Gericht als „Regierer der gemeinen Jüdischkeit“ bezeichnet hatte. Josels persönlichem Einsatz war es zu verdanken, dass eine Reihe geplanter Ausweisungen von Juden aus Städten und Gemeinden nicht ausgeführt wurden. Dieser Rabbiner sei bereits bekannt gewesen dafür, sich für die jüdischen Rechte einzusetzen. Bald wird Rosheim Sprecher für die Belange seiner Gemeinde, bereits unter Kaiser Maximilian dem I., wird er Mittelsmann für die jüdischen Gemeinden im Unterelsass, nachdem er sich für das Bleiberecht der Juden von Obernai eingesetzt hatte. 1529 wählen ihn die Juden des Heiligen römischen Reichs deutscher Nation zu ihrem "Regirer", was Kaiser Karl V. auch anerkennt. Rosheim reist nun viel, vor allem zu den Reichstagen, um Juden in Prozessen zur Seite zu stehen. Jüdische Familien nehmen ihn bei sich auf. "Nein, Reisekostenerstattungen gab es vom Kaiser dafür keine", erklärt Transier auf die Frage eines Zuhörers.