Samstag, 7. Januar 2023

Hunderte erinnern in Dessau-Roßlau an Tod von Oury Jalloh

 

Hunderte Menschen haben am Samstag an Oury Jalloh und an seinen Feuertod vor 18 Jahren in einer Dessauer Polizeizelle erinnert. Das Gedenken an den Asylbewerber aus Sierra Leone vor dem Polizeirevier und der anschließende Demonstrationszug mit Kundgebungen durch die Stadt habe auch in diesem Jahr unter dem Motto «Oury Jalloh - Das war Mord!» gestanden. Der Verein Multikulturelles Zentrum Dessau gedachte dem am 7. Januar 2005 bei einem Brand in einer Polizeizelle gestorbenen Mann und forderte eigenen Angaben zufolge Aufklärung, Gerechtigkeit und Entschädigung.

 

Eine Frau legt eine Rose zum Gedenken an Oury Jalloh auf die Stufen des Polizeireviers.© Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

An der von dem Verein organisierten Blumen- und Kranzniederlegung vor dem Revier nahmen nach Angaben eines Polizeisprechers 15 Menschen teil. Alles sei friedlich und störungsfrei verlaufen, hieß es. Zu dem am Hauptbahnhof gestarteten Protestzug durch die Innenstadt waren laut Polizei rund 1600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gekommen. Es habe Verkehrseinschränkungen gegeben, etwa bei den Straßenbahnen, die durch Busse ersetzt werden mussten. Die Demonstranten bewegten sich ruhig durch die Stadt, sagte der Sprecher am Samstagnachmittag.

Die Todesumstände gelten auch nach zwei Landgerichtsprozessen als nicht aufgeklärt. Nach den Ermittlungen der Behörden soll Jalloh in der Gewahrsamszelle einen Brand selbst gelegt haben, obwohl er in dem Raum an Händen und Füßen gefesselt war. Er war zu dem Zeitpunkt betrunken und stand unter Drogen. Mehrere Initiativen, Freunde und Familie des Gestorbenen sprechen von «Mord» und von «offensichtlichen Missständen und Widersprüchen im Bereich der Polizeiarbeit.» Sie fordern Ermittlungen gegen verdächtige Polizisten.

Die Staatsanwaltschaft Halle hatte die Ermittlungen zum Fall Jalloh im Oktober 2018 beendet, weil sie - auch nach zwei Prozessen vor dem Landgericht - keine weitere Aufklärung erwartete. Die Generalstaatsanwaltschaft bestätigte bei einer Überprüfung, dass Ermittlungen nicht wieder aufgenommen werden müssten. Es lasse sich nicht belegen, dass Polizeibeamte oder andere Personen den auf einer Matratze gefesselten Jalloh angezündet hätten, hieß es damals zur Begründung.

Die innenpolitische Sprecherin der Linken, Henriette Quade, kritisierte die seit 18 Jahren «ausgebliebene juristische Aufarbeitung» des Falls. «Nichts am Tod von Oury Jalloh ist aufgeklärt. Sämtliche bekannten Fakten sprechen dafür, dass Oury Jalloh getötet wurde», sagte sie mit Verweis auf das Gutachten eines Brandsachverständigen, das nicht juristisch gewürdigt worden sei. Eine politische Konsequenz suche man vergebens, sagte sie laut Mitteilung. Der 7. Januar mahne nicht nur zu Erinnerung, er mahne zum Handeln.

 

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