Idealbild Karls des Großen mit erst l ange nach seinem Tod hergestellten Teilen der Reichskleinodien, gemalt 1513 von Albrecht Dürer im Auftrag seiner Vaterstadt Nürnberg. Die Schrift im Bild lautet: „Karolus magnus / imp(er)avit Annis·14·“. Die umlaufende Schrift lautet: „Dis ist der gstalt vnd biltnus gleich / kaiser karlus der das Remisch reich / Den teitschen under tenig macht / Sein kron vnd klaidung hoch geacht / Zaigt man zu Nurenberg alle Jar / Mit andern haltum offenbar“. |
Adel reloaded
Der Historiker Stephan Malinowski im Gespräch mit Anja Reinhardt
Harry & Meghan bewegen die Gemüter in allen Medien, die österreichische Kaiserin Sisi und das englische Königshaus gingen in jüngster Vergangenheit mehrfach in Serie. In Deutschland entpuppte sich ein Mann namens Heinrich XIII. Prinz Reuß 2022 als zentrale Figur einer Verschwörung gegen die bundesrepublikanische Demokratie. Der Adel, den es in Deutschland seit Ende des Ersten Weltkriegs und mit der Gründung der Weimarer Republik gar nicht mehr gibt, ist auch hierzulande nach wie vor Projektionsfläche. In Berlin steht mit dem Stadtschloss zumindest architektonisch Preußen wieder auf. Dass der Nachfahre des letzten preußischen Königs und deutschen Kaisers von der Bundesrepublik für Enteignungen in der Sowjetischen Besatzungszone bis vor kurzem entschädigt werden wollte, lässt die Geschichte sehr aktuell erscheinen. Nicht nur für Klatschblätter und TV-Formate. Rechtsextremisten wie Götz Kubitschek, Inhaber des Antaios Verlags, wohnt auf dem von ihm so benannten Rittergut Schnellroda. Ein Gespräch zum symbolischen Kapital eines Standes, den es nicht mehr gibt.
Der Historiker Stephan Malinowski, geboren 1966, studierte an drei Berliner Universitäten und wurde 2003 bekannt durch seine Dissertation zum sozialen Niedergang und politischer Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat. Malinowski lehrt seit 2012 an der University of Edinburgh. An der Debatte um das Verhältnis der Hohenzollern zum Nationalsozialismus ist Malinowski immer wieder beteiligt, unter anderem als Gutachter. 2022 erhielt er für „Die Hohenzollern und die Nazis. Geschichte einer Kollaboration“ den Deutschen Sachbuchpreis.
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