Hunderte Menschen haben am Samstag an Oury Jalloh und an seinen Feuertod
vor 18 Jahren in einer Dessauer Polizeizelle erinnert. Das Gedenken an den
Asylbewerber aus Sierra Leone vor dem Polizeirevier und der anschließende
Demonstrationszug mit Kundgebungen durch die Stadt habe auch in diesem Jahr
unter dem Motto «Oury Jalloh - Das war Mord!» gestanden. Der Verein
Multikulturelles Zentrum Dessau gedachte dem am 7. Januar 2005 bei einem Brand
in einer Polizeizelle gestorbenen Mann und forderte eigenen Angaben zufolge
Aufklärung, Gerechtigkeit und Entschädigung.
Eine Frau legt eine Rose zum Gedenken an Oury Jalloh auf die Stufen des Polizeireviers.© Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
Die Todesumstände gelten auch nach zwei Landgerichtsprozessen als nicht aufgeklärt. Nach den Ermittlungen der Behörden soll Jalloh in der Gewahrsamszelle einen Brand selbst gelegt haben, obwohl er in dem Raum an Händen und Füßen gefesselt war. Er war zu dem Zeitpunkt betrunken und stand unter Drogen. Mehrere Initiativen, Freunde und Familie des Gestorbenen sprechen von «Mord» und von «offensichtlichen Missständen und Widersprüchen im Bereich der Polizeiarbeit.» Sie fordern Ermittlungen gegen verdächtige Polizisten.
Die Staatsanwaltschaft Halle hatte die Ermittlungen zum Fall Jalloh im
Oktober 2018 beendet, weil sie - auch nach zwei Prozessen vor dem Landgericht -
keine weitere Aufklärung erwartete. Die Generalstaatsanwaltschaft bestätigte
bei einer Überprüfung, dass Ermittlungen nicht wieder aufgenommen werden
müssten. Es lasse sich nicht belegen, dass Polizeibeamte oder andere Personen
den auf einer Matratze gefesselten Jalloh angezündet hätten, hieß es damals zur
Begründung.
Die innenpolitische Sprecherin der Linken, Henriette Quade, kritisierte die
seit 18 Jahren «ausgebliebene juristische Aufarbeitung» des Falls. «Nichts am
Tod von Oury Jalloh ist aufgeklärt. Sämtliche bekannten Fakten sprechen dafür,
dass Oury Jalloh getötet wurde», sagte sie mit Verweis auf das Gutachten eines
Brandsachverständigen, das nicht juristisch gewürdigt worden sei. Eine
politische Konsequenz suche man vergebens, sagte sie laut Mitteilung. Der 7.
Januar mahne nicht nur zu Erinnerung, er mahne zum Handeln.
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